Die gescheiterte Flucht Friedrich II. (1730)

Antoine Pesne, 1736
Der junge Friedrich, gemahlt von Antoine Pesne, m.M. 1732

1728, während ein Besuch an August dem Starken und Karnaval in Dresden (Januar-Februar) wurde der 16-jähriger Kronprinz Friedrich extra eingeladen und kam nach. Er war zum ersten Mal weit weg. Er machte mehr Eindruck bei den Sachsen als sein Vater.[Sein Leben war das traurigste der Welt: Friedrich II und der Kampf mit …von Uwe A. Oster] Es wurde ihm gestattet an einen Maskenball zu beteiligen und er übte mit  die Musiker Johann Joachim Quantz und Johann Georg Pisendel, Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle. Es war eine neue, faszinierenden Welt die leider zu Ende ging. 

Ende April ging es Friedrich schlecht; er war in tiefe Depressionen verfallen, aß nichts und man fürchte für sein Leben. Ende Mai brachte König August einen Gegenbesuch an Potsdam und mit Einverständnis seiner Mutter übte Friedrich heimlich mit Quantz. Der König stimmte zu das Quantz zweimal im Jahr nach Berlin reiste.[Anekdoten von König Friedrich II. von Preussen, S. 145-148] Quantz selber erzählte Friedrich Nicolai, wie er sich in Juni 1730 bei einer der Kontrollen durch Friedrichs Vater eine Stunde mit Von Katte hinter den Ofen in einen Kabinett verstecken musste.[Anekdoten von König Friedrich II. von Preussen, S. 148] [Carl Philipp FunkeLeben und charakter Friedrichs II, königs von Preussen, S. 14] [Vor dem Richterstuhl der Kritik: Die Musik in Friedrich Nicolais Allgemeiner deutscher Bibliothek 1765–1806 von Gudula Schütz, S. 32]

File:Solimena, Francesco - Johann Joachim Quantz 2.jpg
Johann Joachim Quantz (1697-1773) circa 1725

Die Konflikte zwischen dem tyrannischen, nur auf das Militärische sowie Ökonomische fixierten Vater und dem Kronprinzen sind weiter zugespitzt. Brutale körperliche und seelische Züchtigungen durch Friedrich Wilhelm gehörten zu dieser Zeit zur Tagesordnung in der königlichen Familie.[Heinz Duchhardt (Hrsg.): Friedrich der Große, Franken und das Reich. Böhlau, Köln 1986, ISBN 3-412-03886-5, S. 9.] Gleichwohl heizte der junge Friedrich diese Konflikte durch sein betont aufsässiges Verhalten seinem Vater gegenüber immer wieder an.

Ich kann keinen effeminirten (verweichlichten) Kerl leiden, der sich schämt, nicht reiten und schießen kann, ... seine Haare wie ein Narr sich frisieret ... Zu anderen recht hoffärtig, recht bauernstolz ist, mit keinem Menschen spricht ... und mit dem Gesichte Grimassen macht, als wenn er ein Narr wäre, und in nichts meinen Willen tut, als mit der Force dazu angehalten; nichts aus Liebe, und er alles dazu nichts Lust hat, als seinem eigenen Kopfe folgen, sonsten alles nichts nütze ist.[Sein Leben war das traurigste der Welt: Friedrich II und der Kampf mit ...von Uwe A. Oster]

Friedrich suchte 1729 eine enge Freundschaft zum musischen und gebildeten, acht Jahre älteren Leutnant Hans Hermann von Katte. Katte wurde Freund und Vertrauter Friedrichs, der ihn wegen dessen Weltgewandtheit bewunderte. Beide interessierten sich zudem für das Flötenspiel und die Dichtkunst. 

Ende Juni 1730 als einer von August dem Starken in Lustlager von Zeithain bei Meißen ausgerichteten Veranstaltung vorbei war, reiste Quantz nach Berlin.[Johann Joachim Quantz, sein Leben und seine Kompositionen by Raskin, Adolf, S. 105]

In Zeithain hatte der 18-Jährige einen Fluchtversuch geplant, der aber aufgeflogen war. Dieser erste Fluchtversuch wurde durch Heinrich von Brühl verraten und vereitelt; Friedrich Wilhelm I. verprügelte Friedrich vor der versammelten höfischen Gesellschaft unter Beisein Brühls. 

Als der Vater eines Tages früher nach Hause kam als erwartet, versteckten Quantz und Katte sich eine Stunde lang in eine Bude hinter den Kamin. Der König entdeckte die geheime Bücherregale Friedrichs und warf die Kleider im Feuer; der sparsame Vater gab den Auftrag seine Bücher zu versteigern.[Anekdoten von König Friedrich II. von Preussen, S. 145-148][Leben und Charakter Friedrichs II, königs von Preussen: von Carl Philipp Funke,  S. 14] [Vor dem Richterstuhl der Kritik: Die Musik in Friedrich Nicolais Allgemeiner deutscher Bibliothek 1765-1806 von Gudula Schütz, S. 32] Nicht lange nachher offenbarte Friedrich zum ersten Mal der Englische Botschafter Melchior Guy Dickens den Plan zu fliehen, um sich der Erziehungsgewalt seines strengen Vaters zu entziehen.

Lieutenant-Colonel Melchior Guy Dickens (bapt. 18 February 1696 – 1775) was a British diplomat.[1] From 1724 to 1730 he was Secretary at the British embassy to Prussia at Berlin;[2] officially appointed Secretary to the Prussian Court in 1730.[3]

N.B. Eigentlich ist nur bekannt dat Dickens nach London meldete dass Friedrich manchmal mit der örtlichen Pfarrertochter geübt hatte, die unglücklicherweise am 1. September 1730 im Spandauer Spinnhaus gesteckt wurde wegen vermeinten Geschlechtsverkehr.[Katte, Ordre und Kriegsartikel: aktenanalytische und militärhistorische … von Jürgen Kloosterhuis, S. 50] Koser ist eine andere Meinung, Friedrichs Schulden, Verlobung von der Prince of Wales mit Wilhelmine von Preußen.[Reinhold Koser (1886) Friedrich der Grosse als Kronprinz, S. 37-42

S. 42, Abb. 1
Kronprinz Friedrich beim Flötenspielen überrascht. Geschichte Friedrichs des Großen. Geschrieben von Franz Kugler. Gezeichnet von Adolph Menzel.

Am Samstag 15. Juli 1730 reisten Friedrich, seinen Vater,  und mehrerer Generale (Friedrich Wilhelm von Grumbkow, Wilhelm Dietrich von Buddenbrock, der alte Dessauer und Friedrich Heinrich von Seckendorff) über Leipzig, Meuselwitz nach Bamberg (Ankunft 19. Juli).[Details über den Aufenthalt in Bamberg und Nürnberg] In Ansbach (21. Juli) besuchte der König seine zweite Tochter Friederike Luise, die mit dem jungen Markgrafen von Ansbach vermählt worden war.[Geschichte Friedrichs des Großen. Geschrieben von Franz Kugler] Am 23. Juli traf er heimlich Rittmeister Hans Friedrich Von Katte. Es wurde Friedrich klar dass dessen Vetter Hans Hermann von Katte seinen Regiment nicht verlassen dürfte. Sie hätten sich bei Bad Cannstadt, unweit Ludwigsburg, treffen sollen um zusammen nach Frankreich zu reisen. Am 27. kamen das Reisegefolg in Feuchtwangen an wo Vater und Sohn sich gestritten haben. Etwas lief schief; seinen Bericht für Hans H. von Katte in Berlin nach Holland zu reisen wurde von seinen Vetter (in Erlangen ansässig) an Rochow gegeben?[Die Katte-Tragödie] [Giles MacDonough (1999) Frederick the Great, p. 62] [Reinhold Koser (1886) Friedrich der Grosse als Kronprinz, S. 44] Am 29. meldet Friedrich seine Freunden („Lieblinge“) Katte in Berlin und Peter Christoph Karl Keith (1711-1756) in Wesel, dass er unter dem Namen eines Grafen d’Alberville in Den Haag auf ihre Ankunft warten werde.[Reinhold Koser (1886) Friedrich der Grosse als Kronprinz, S. 44] [Katte Ordre und Kriegsartikel Aktenanalytische und militärhistorische Aspekte einer „facheusen“ Geschichte Von Jürgen Kloosterhuis Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage]

Ende Juli ging die Reise über Donauwörth, Augsburg (31. Juli) nach Ludwigsburg, wo man Eberhard Ludwig, den Herzog von Württemberg, besuchte. Sein Residenzschloss galt als einer der prächtigsten europäischen Höfe. Friedrich liess sich einen Rock anfertigen.[Reinhold Koser (1886) Friedrich der Grosse als Kronprinz, S. 45] In Steinsfurth, zwischen Heilbronn und Heidelberg, übernachtete das ganze Reisegefolge aufneu in Scheunen, örtlich bekannt als das Lerchennest. In vier Wochen hatte das Reisegefolg 814 km zurückgelegt. Der Kronprinz und  Robert Keith, der jüngere Bruder Peter Karl, machten einen Plan der Gelegenheit gemäß.[Friedrich der Gross als Kronprinz by Reinhold Koser. Published 1901] In der Nacht hatte Friedrich zwei Postpferde bereitstellen lassen. Friedrich versuchte am frühen Morgen Samstag, den 5. August 1730 in roten Rocke und Mantel, zusammen mit dem Pagen Robert Keith, der eher gegen seinen Willen in die Verschwörung eingeweiht war, aus ihrem Reisequartier über Mannheim,  Straßburg und Versailles nach Holland und England zu fliehen. 

undefined
Museum Lerchennest in Sinsheim-Steinsfurt; Gehöft des Bauern Johann Jacob Lerch.

Obersten von Rochow, Buddenbrock und Waldow hinderten die Abreise und warnten den Kronprinz nicht zu fliehen und den Rock auszuziehen. Am 6. waren sie im
Darmstadt. Der König wurde von diesem Vorgang zwei Tage später von der Oberst von Derschau benachrichtigt? Der Vater ließ er sich gegen den Kronprinzen nichts merken, weil der Beweis fehlte. Diesen bekam Friedrich Wilhelm den 8. August in Frankfurt am Main durch einen Brief seines Sohnes an den Lieutenant Von Katte in Berlin, welches sich aber an Rittmeister H.F. Von Katte verirrt hatte?[Mehr genau in: Details über den Aufenthalt in Bamberg und Nürnberg]

HansHermannvonKatte.jpg
Hans Hermann von Katte. Autor unbekannt – Bildarchiv Austria

Das erste Zusammentreffen zwischen Vater und Sohn fand am Morgen des 8. auf einem Rheinboot statt, das für die Stromfahrt nach Wesel bestimmt war. Im Schiffe fasste der König seinen Sohn bei der Brust und stiess ihm mit dem Stockknopfe die Nase blutig. Von Waldow und Von Rachow warfen sich zwischen Vater und Sohn und bewirkten die Erlaubnis, den Kronprinzen auf einer separaten Jacht nach Wesel zu bringen. Am 10. war Friedrich in Bonn. Nachdem der König am 12. August in der Zitadelle Wesel in die Rheinprovinz angelangt war, wurde der Kronprinz gefangen gesetzt und sein Gemach durch Schildwachen mit bloßen Bajonetten verwahrt.[Franz Kugler: Friedrich der Große – Kapitel 6] Christian Reinhold von Derschau verhörte den Kronprinzen zum ersten Mal. Der Vater sah in dem Fluchtversuch nicht nur eine „Desertion“, sondern auch eine mögliche Verschwörung gegen ihn selbst und glaubte die Hand der Engländer im Spiele. Nur das Dazwischentreten des Kommandanten, Generalmajor von der Mosel, und vielleicht das Verhalten Alexander Sweder von Spaen, verhinderten eine Tragödie.[Vgl. Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg. I, München/Wien 1987, S. 835.] Am 19. wurde Friedrich nochmals befragt und später von Buddenbrock, Waldow und Rochow nach Halle geführt.[Reinhold Koser (1886) Friedrich der Grosse als Kronprinz, S. 50] Am 27. war der König von Wesel her in Berlin eingetroffen und hatte schon zwei Stunden später den Arrestanten von Katte vorfordern lassen. Am 29. August wurde Von Buddenbrock angewiesen, Friedrich von Treuenbrietzen nach Mittenwalde zu schaffen.

Peter Karl Christoph von Keith (Stich: Meno Haas)
Der König hielt Peter Karl Keiths Einfluss auf Friedrich für verderblich und versetzte ihn deshalb als Leutnant zum Infanterie-Regiment (Nr. 31) des Obersten Friedrich Wilhelm von Dossow nach Wesel Anfang 1730. Auf die Pagenstelle rückte Robert ein jüngerer Bruder Peter Keiths nach. Trotz der Versetzung unterhielt Keith von Wesel aus weiterhin Kontakt zu Friedrich, der ihm  eine Helferrolle bei der geplanten Flucht nach England zudachte. Nach deren Scheitern warnte ihn Friedrich mit einem Zettel, auf dem stand: „Sauvez Vous – Tout est decouvert“ (Bringt Euch in Sicherheit – Alles ist aufgedeckt). Peter Keith ist am 6. nach Den Haag geflüchtet.[Friedrich der Gross als Kronprinz by Reinhold Koser. Published 1901] Vor seinen nachgeschickten Verfolgern rettete er sich mit Hilfe des englischen Gesandten Chesterfield. Bei Sturm konnte er am 18. August in einem Fischerboot von Scheveningen nach England übersetzen. 

Katte weigerte zu flüchten, als er am 28. schlussendlich verhaftet wurde in Berlin von verständnisreichen Dubislav Gneomar von Natzmer.[Giles MacDonogh (1999) Frederick the Great, S. 68]  Robert Keith gestand seine Mitwirkung ein und wurde als Füsilier bei der Leibcompagnie Mosel’schen Regiments gestellt.[Wikisource: ADB:Keith, Peter Karl Christoph von] Friedrich selbst wurde am 4. September in der Festung Küstrin in der Neumark untergebracht. 

Der König gab von Schloss Königs Wusterhausen aus dem Gouverneur Otto Gustav von Lepel jeden Tag schriftliche Anweisungen, wie der inhaftierte Kronprinz zu behandeln sei. Der Friedrich wurde beim Verhör am 16. September bei dem der Gefangene 185 Fragen vorgelegt bekam, die der König entweder selbst formuliert oder aber zuvor genehmigt hatte, lustig und fröhlich. Friedrich wurde wegen seine Geistesgegenwart bewundert.[Friedrich der Gross als Kronprinz by Reinhold Koser. Published 1901] Die Niederlande, Schweden und England intervenierten im Namen der protestantischen Religion zugunsten des Kronprinzen. Auch der Kurfürst von Sachsen und König von Polen sowie der Kaiser, als Oberhaupt des Reiches, und Rußland gesellten sich den um Gnade Bittenden bei. Am 22. Oktober wurde das Kriegsgericht von seiten des Königs ernannt. Es bestand aus fünfzehn Offizieren, die sich in fünf Ranggruppen sonderten.[Die Katte-Tragödie]

Hans Hermann Kattes Hinrichtung vor dem Fenster des Kronprinzen. Kupferstich von Abraham Wolfgang Küfner.
Samstag 28. Oktober war der Tag des Kriegsgerichts in Köpenick, Friedrichs Verhalten wurde als jugendliche Unbesonnenheit abgetan und Katte wurde wegen sein Versuch zur Desertion zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Der ganzer Zorn des König traf nun den in die Fluchtpläne eingeweihten Leutnant von Katte und der König ließ dem Gericht (President war der Pietist Achaz Von der Schulenburg) den nächsten Tag mitteilen, es möge sich nochmals zusammensetzen und ein neues Urteil fällen, womit er die Richter unmissverständlich aufforderte, ein Todesurteil gegen Katte zu verhängen. Schließlich wandelte Friedrich Wilhelm selber den – nach wie vor auf lebenslange Festungshaft lautenden – Spruch am 1. November 1730 per Allerhöchster Kabinettsorder in ein Todesurteil um.[Wortlaut bei Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 (Oderland) „Jenseits der Oder“ – Küstrin: Das Kriegsgericht zu Köpenick.] Katte wurde nach Küstrin geführt. Am Montag den 6. November wurde auf den Befehl des Königs vor den Augen Friedrichs durch Enthauptung vollstreckt; der Leichnam blieb bis 2 Uhr nachmittags auf dem Richtplatz liegen.[Mehr Details in Die Katte-Tragödie] Friedrich wurde während den Vollzug ohnmächtig.[Johannes Kunisch: Friedrich der Große – der König und seine Zeit. 5. Auflage. Beck, München 2005, S. 40. Christopher Clark: Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947. München 2007, S. 138f]
 
Auch weitere Personen aus dem Umfeld des Kronprinzen wurden belangt und verhaftet, so die Potsdamer Rektorentochter Dorothea Ritter, eine musikalische Freundin Friedrichs, und der Leutnant Johann Ludwig von Ingersleben, der Friedrich bei Treffen mit Dorothea begleitet hatte. Dorothea wurde am 1. September verhaftet, am 7. sechsmal öffentlich ausgepeitscht in die Straßen und wurde für drei Jahre in das Spandauer Spinnhaus gesteckt.[Katte Ordre und Kriegsartikel Aktenanalytische und militärhistorische Aspekte einer „facheusen“ Geschichte (2011) Von Jürgen Kloosterhuis Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage] Auch Ingersleben wurde Anfang September verhaftet und erhielt sechs Monate Festungsarrest ist aber in Dezember aus dem Arrest erlassen. Sein Erzieher und Jacques Égide Duhan de Jandun verbannte er nach Memel, den entlegensten Ort seines Staates. Sweder Von Spaen (1703-1768), holländischer Generalmajor, wurde in Spandau gefangen gesetzt und am 7. November zu drei Jahren Festungshaft verurteilt.[Boswell in Holland 1763-1764, edited by Frederick A. Pottle, S. 95.]
 

Der König verschonte seine Absentierung am 17. November, als der Kronprinz seine Zuneigung für die Predestination aufgab und seinen Schuld erkannte. Pfarrer Noltenius wurde beauftragt, eine Predigt auf der Grundlage von Psalm 77:2 vorzubereiten.

Trost aus Gottes früheren Taten
1 Ein Lied von Asaf. Für Jedutun. 
2 Ich rufe zu Gott, ja, ich schreie mein Gebet hinaus, damit er mich endlich hört. 
3 Ich habe große Angst und sehe keinen Ausweg mehr. Unaufhörlich bete ich zu Gott – sogar in der Nacht strecke ich meine Hände nach ihm aus. Ich bin untröstlich. 
4 Wenn ich an Gott denke, fange ich an zu seufzen; grüble ich über meine Lage nach, so verliere ich allen Mut. 
5 Ich kann nicht schlafen, weil er mich wach hält; die Unruhe treibt mich umher und lässt mich verstummen. 
6 Ich erinnere mich an frühere Zeiten, an Jahre, die längst vergangen sind, 
7 als ich beim Spiel auf der Harfe noch fröhlich sein konnte. Jede Nacht grüble ich nach; das Herz wird mir schwer, weil meine Gedanken immer um die gleichen Fragen kreisen:

P.S. Asaf war ein bedeutender levitischer Sänger und Seher am Hof; Jedutun Gesangsmeister Davids.

Am nächsten Sonntag (den 21.)  nach der Gottesdienst bekam Friedrich mehr Freiheit. Er nahm als jüngster Kriegs- und Domainenrath an Sammlungen Teil, ohne daß ihm jedoch bei den Abstimmungen ein Votum zukam. Friedrich dürfte aber die Stadt nicht verlassen, keine französische Bücher lesen, nicht tanzen, keine Frauen und Blattmusik empfangen. Trotzdem gelang es ihm mit der Michael Gabriel Fredersdorf, der als Oboist beim preußischen Musketierregiment „Schwerin zu Fuß“, dessen Garnisonsstadt Küstrin diente, zu üben.

File:Kuestrin1728.jpg
Plan der Stadt Küstrin und ihrer Festungsanlagen, 1728.

Bis 15. August 1731 diente er in der Küstriner Kriegs- und Domänenkammer, bis er im November wieder in die Armee aufgenommen wurde und 1732 als Inhaber des früheren Regiments zu Fuß von der Goltz (1806: Nr. 15) im damaligen Ruppin stationiert wurde. So lernte er Heeres- und Zivilverwaltung in eigener Anschauung kennen. Nachdem er Februar 1732, auf Vorschlag von Friedrich Heinrich von Seckendorff und Prinz Eugen von Savoyen einer Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern – der Tochter Herzog Ferdinand Albrechts II. von Braunschweig – zugestimmt hatte, war der Konflikt mit dem Vater nach außen hin beigelegt und Friedrich als Kronprinz rehabilitiert.[Theodor Fontane schrieb hierüber in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg: Band 2 (Oderland) „Jenseits der Oder“ – Tamsel I: Frau von Wreech; Band 1 (Die Grafschaft Ruppin) „Am Ruppiner See“ – Neu-Ruppin: Kronprinz Friedrich in Ruppin.] Endlich durfte Friedrich Küstrin verlassen.

Loading

Geef een reactie

Je e-mailadres wordt niet gepubliceerd. Vereiste velden zijn gemarkeerd met *